Eines Tages war er da: Erasmus von Rotterdam und er lud mich ein mitzukommen... This blog is about my year in Lisbon, the Capital of Portugal

quinta-feira, outubro 19, 2006

Gedanken beim Spaziergang...

Niemals ist man in Lissabon ganz da und bei sich; der Blick vom Castelo S. Jorge geht auf den Tejo, und das Meer, obwohl nicht zu sehen, ist schon ganz in der Nähe; und an heißen Tagen scheint am Miradouro de Santa Luzia der Himmel mit dem Fluss zu verschmelzen.

Überhaupt sieht man viel, was gar nicht da ist; wie ein Geschenk packt man auf vielen Spaziergängen eine Gasse nach der anderen aus und mit jeder Ecke überrascht die Stadt doch von neuem. Theatralisch öffnen sich manche Straßen zum Tejo wie zu einem Bühnenbild hin. Überall macht sich auf diese unscheinbare Art die Lust an Fluchten bemerkbar, folgt der Enge einer dunklen Gasse mit einem Mal das Spektakel flutenden Sonnenlichts, ein barockes Vergnügen am Kontrast und am Effekt, das so gar nicht zu der nach dem Erdbeben von 1755 in Mode gekommenen klassizistischen Strenge passt. An ihrem schönsten Plätzen aber hat sich die Stadt wenig um solche Architektenphantasien geschert, sondern wuchs unbekümmert weiter, nicht nach außen wie die furchtbaren Vorstädte, die alles sind, nur keine Städte, sondern in geheimnisvollen Windungen sich nach innen kehrend.